Text & Foto: Yasmina Mangieri  |  vair-hair.de

Kosmetik: vegan, fair und ökologisch

Ich bin seit 15 Jahren Friseurin und seit 7 Jahren Friseurmeisterin. Ich habe den Beruf von der Pike auf gelernt. Er liegt in der Familie und ich nehme ihn sehr ernst. Natürlich lernt man in all den Jahren nicht nur sein Handwerk und kann sein Können immer weiter  verfeinern. Es schärft sich auch der Blick für all die Details – hinter dem Stuhl und als Salonleitung (beides war ich lange Jahre). So habe ich natürlich auch viele Dinge erlebt, die ich ungern machen wollte aber getan habe, weil ich es musste. Als ich dann vegan wurde, wog dieses Handeln entgegen meiner Überzeugungen immer schwerer.

Denn was viele Menschen nicht wissen ist: Ein ein Großteil der Produkte, die konventionelle Friseure verwenden, sind nicht nur nicht tierversuchsfrei, sondern enthalten auch zahlreiche, eigentlich unnötige, tierische Inhaltsstoffe. Das sind beispielsweise Farbstoffe aus Läusen, Schellack, Rinderblut, Bienenwachs, Wollwachs, Bestandteile aus Hühnereiern und aus Milch, sowie Tierfette und einiges mehr, worauf man von alleine kaum kommt. Problematisch sind auch zahlreiche giftige Stoffe und Stoffe, die eigentlich nicht gesund sein können, die aber im Tierversuch auf Verträglichkeit getestet werden, um die kosmetische Unbedenklichkeit zu untermauern. Des Weiteren Mikroplastik und Erdölprodukte.

Als Veganerin ist es mir fast nicht mehr möglich gewesen, meine Arbeit, die ich eigentlich liebe, weiter auszuführen. Ich habe wieder und wieder versucht, meinem Beruf den Rücken zu kehren, aber gelungen ist es mir nie. Also begann ich darüber nachzudenken, was ich tun könnte, um meinen Beruf und meine Grundsätze in Zukunft irgendwie unter einen Hut zu bekommen.

Am Silvesterabend 2018/2019 fiel dann der Schleier und mir wurde klar, was zu tun ist: Ich musste mich selbstständig machen. Für mein Geschäft brauchte ich nicht erst ein Konzept erstellen – ich hatte es ja bereits an der Hand und trug es im Herzen mit mir herum. Ich wollte einen fairen Salon, einen veganen Salon, einen ökologischen Salon. Mein Konzept sollte keinem Trend folgen, er sollte einfach nur meine Grundsätze widerspiegeln: ICH BIN VEGAN!

Alles weitere musste ich nur noch aus mir herausschälen. Es war alles längst in meinem Kopf. Ich wusste, was ich wollte und ich wusste, wie mein Laden aussehen sollte. Mit ein bisschen Hilfe war auch der Name und das Logo schnell gefunden. VAIR vegan & fair hair. Anfang Juli 2019 habe ich mein eigenes Geschäft in der Bremer Neustadt eröffnet. Ich habe also von der Idee bis zur Eröffnung des Geschäfts 6 Monate und 10 Tage benötigt. So stark war der Antrieb, der mir meine Überzeugungen lieferten. Seitdem habe ich sehr viele wundervolle Menschen auf meinen Stühlen gehabt. Ich habe wertvolle Gespräche geführt, über Tierrechte reden können und konnte ganz ich selbst sein. Sogar meine Hündin ist mit mir im Laden. Hoffentlich schaffe ich es, mein Geschäft durch die Corona-Krise zu führen und kann bald wieder in meinen Salon hinter den Stuhl, denn da gehöre ich hin.